Wetzlar ist das Mekka der Leica-Fotografen. Hier will jeder Leica-Jünger in seinem Leben mal gewesen sein. Eine Stadt, die in der Geschichte der Fotografie eine so bedeutende Rolle spielt. Jedes Jahr organisiert die Leica Akademie die Erlebnistage in Wetzlar. Wie auch letztes Jahr sind wir daher Mitte November in dieses kleine Städtchen – ca. eine Stunde von Frankfurt a. M. entfernt – gefahren. Am Tag vor der Veranstaltung gab es aber einen ganz besonderen Leckerbissen, der auf unserer Tour stand: eine Werkstour bei Leica Camera in Solms. Ok, jetzt muss ich wohl etwas ausholen. Leica Camera ist bereits seit 1986 nicht mehr in Wetzlar beheimatet, sondern im etwa 10 km entfernten Solms. Ein winziges Städtchen, wo wohl niemand eine der besten Optikwerkstätten der Welt vermuten würde. Nun gut, dies wird sich in Kürze auch wieder ändern, denn Leica zieht um! Mitte 2014 zieht die gesamte Manufaktur in den neuen Leitz Park nach Wetzlar und kehrt somit an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Der Umzug ist notwendig, da die derzeitige Leica Fabrik aus allen Nähten platzt. Ursprünglich war das Gebäude für 300 Personen vorgesehen, jetzt arbeiten dort über 600. Das derzeitige Leica Werk ist übrigens eine alte Möbelfabrik – interessantes Detail am Rande. Die Werksführung begleitete uns durch die gesamte Prozesskette der Objektiv- und Kameraentwicklung. Angefangen von der Linsenschleifung, über die Linsenanordnung, bis bin zum Objektivbau. Bei den Kameras sahen wir die Elektronikentwicklung, den Zusammenbau der M und M-E und das Testfeld für die Kalibrationsarbeiten. Einen kurzen Einblick gab es auch in die Forschungsabteilung – ganz schnell weitergehen und bitte nicht schauen! Beeindruckend war für mich vor allem, wie viele der Schritte noch echte Handarbeit sind. Das Bemalen der Ränder der Linsen, das Zusammensetzen der Objektive, die Montage der Kameras – alles Handarbeit. Wer übrigens wissen will, wie viele M (Typ 240) derzeit pro Tag gebaut werden: es sind um die 60 Stück! Das erklärt wohl die lange Lieferzeit von selbst. Fotografieren und Filmen war übrigens verboten – habe aber volles Verständnis dafür. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kaufmann kam auch gerade bei der Eingangstür vorbei, als wir in der Vorhalle (was eher als Vorraum zu bezeichnen ist) standen und so zeigte sich wieder mal, dass Leica eben eine schöne kleine Familie ist. Das nächste Jahr soll die Werksführung dann bereits im neuen Werk möglich sein – wir sind gespannt!
Ein kleines Video von der Objektivproduktion bei Leica:
Am Samstag und Sonntag ging es dann zu den Erlebnistagen. Das Programm war heuer noch attraktiver und spannender. Die Vorträge zogen sich von der Fotoreportage bis hin zur Landschaftsfotografie. Keine theoretische Themen, sondern Berichte von aktuellen Projekten. Besonders spannend und beeindruckend war für mich das Projekt Stella Polaris (einfach mal den Link besuchen und ihr werden von einem der interessantesten Foto-/Videoprojekte der letzten Jahre erfahren). Wie bereits letztes Jahr gab es auch heuer eine kleine Firmenausstellung, wo man von Stativen über Kameras so ziemlich alles bestaunen durfte. Für mich sind die Erlebnistage eine willkommene Abwechselung und die Möglichkeit, sich zwei Tage intensiv mit Projekten anderer Fotografen auseinanderzusetzen. Das nächste Jahr geht es mit Sicherheit wieder nach Wetzlar!
Euer LiK