Neues Projekt: Pola-X

Seit geraumer Zeit habe ich ja ein neues spannendes Projekt angekündigt. Nun ist es endlich soweit: Pola-X ist geboren. Was etwas nüchtern und kühl wirkt, stellt eine Art Rückkehr zu meinen Wurzeln dar. Ich habe ja das Fotografieren noch auf analogem Wege gelernt und bis vor wenigen Jahren auch den analogen Weg verfolgt, um Bilder auf einen Film zu verewigen. Dann kam die Wende und ich erfasste meine Umwelt digital. Trotzdem machte sich bei mir oft ein leicht nostalgisches Kribbeln bemerkbar. Die Spannung die man nach dem Abdrücken einer analogen Kamera hat lässt sich digital nicht nachbilden. Doch hatte ich keine Lust wieder selber Bilder zu entwickeln oder gar den Weg ins Labor zu starten. Polaroid hieß die Lösung: analog und doch schnell sichtbar, ohne selber entwickeln zu müssen. Im Herbst 2010 legte ich mir dann eine original Polaroid SX70 Kamera zu (Baujahr 1974 – ja, wir sind gleich alt!!!). Bei den Filmen griff ich zu „Impossible Project“ Fabrikaten. Ich brauchte eine ganze Weile, um Kamera und Filme kennen zu lernen und die ersten gute Schüsse abzuliefern. Nächster Schritt war, sich ernsthaft (künstlerisch) mit der Thematik Polaroidfotografie zu beschäftigen. Derzeit ist ja ein wahrer Boom rund um diese Art der Fotografie zu beobachten und man muss schon aufpassen, dass man nicht einfach als Trittbrettfahrer abgestempelt wird.

Die Idee zu Pola-X kam mir dann durch die vielen Reisen die ich privat und beruflich unternehme. Die meisten Menschen dokumentieren die Städte und Orte die sie besuchen durch unzählige Fotos – jedes noch so kleine Detail wird festgehalten. Warum sich also nicht beschränken und warum das Ganze nicht mit Polaroids machen. Pola-X war geboren: 8 Bilder pro Stadt müssen ausreichen, um die Schönheit des jeweiligen Ortes zu dokumentieren. 8 Bilder sind gleichzeitig der Inhalt eines Impossible Project Filmes.

Als erste Stadt sollte Berlin abgelichtet werden. Berlin in 8 Bildern? Unmöglich! Oder doch nicht? Berlin im Februar machte die Sache nicht leichter…Kälte und Schnee machte das Fotografieren mit der SX70 zu einem Abenteuer. Zudem reagiert der Film extrem sensibel auf die jeweilige Temperatur: ist es zu heiß werden die Bilder gelb-stichig, ist es zu kalt bleiben sie zu sehr aus. Idealerweise sollte man um die 20°C haben. Durch geeignete Wärmespendung und durch die unermüdliche Hilfe von Gabi gelang es mir/uns aber dann doch 8 Bilder der Stadt zu machen.

Danach folgte München. Im Mai 2011 bei ca. 28°C versuchten wir die Stadt mit Hilfe von 8 Bildern festzuhalten. In Berlin war es ja noch möglich die Bilder zu wärmen, aber was machen wenn es zu warm ist? Bilder kühlen? Durch Auswahl eines geeigneten Standpunktes im Schatten und durch Verstauung der Bilder in einem kühlen Rücksack konnten meist gute Ergebnisse erreicht werden. Trotzdem kennt man den Bilder deutlich die Hitze an.

Wien bei ähnlichen Temperaturen erforderte die selbe Strategie und auch Rottenburg a.N. war nicht sehr viel gnädiger mit uns. Aber egal…einmal Blut geleckt und man wird erfinderisch und entwickelt ein unglaubliches Durchhaltevermögen.

Was nun vorliegt sind 4 Städte durch je 8 Bilder dokumentiert. Pola-X ist aber ein Projekt, das laufend ergänzt werden wird und in unregelmäßigen Abständen neue Bilder dazu kommen werden.

Was bewegt einen nun mit einer Polaroid durch die Städte zu ziehen? Ich glaube die Faszination dieses Mediums ist sicher seine Unberechenbarkeit. Man kann das Ergebnis sehr schwer abschätzen und das macht wohl einen großen Teil der Spannung aus. Es sind keine Bilder, bei denen ein Photoshop-Filter dafür sorgt, dass sie „retro“ aussehen! Nein diese Art zu fotografieren ist „retro pur„! Also, als kleiner Hinweis an alle Photoshop-Freunde da draußen: ja die Bilder sollen so blass sein, und ja die Farbgebung ist gewollt, und nein ich will das nicht mit Photoshop verbessern! Sogar die unterschiedlichen Farbgebungen der Ränder sind Absicht!

Ich hoffe, dass auch euch die Rückkehr zur alten Liebe gefällt und ihr die Bilder mit mir neu entdeckt. Jedes Bild enthält eine Fülle von Details die es zu finden gilt. Auf der Hauptseite (www.lichtknoten.com) findet ihr unter den Projektarbeiten den entsprechenden Pola-X Ordner der sämtliche Bilder enthält.

Viel Spaß und Freude mit den Bildern,

Euer LiK

5 Gedanken zu „Neues Projekt: Pola-X

  1. M

    Ein wirklich spannendes Projekt…quasi zurück zum Anfang. Einfach und Simpel und jedoch so Aussagekräftig. Durch die Beschränkung „nur“ 8 Fotos für die jeweilige Stadt zur Verfügung stehend zu haben wird man wieder dazu angeregt sich mehr an zu strengen. Man denkt gründlicher darüber nach…was ist mir wirklich wichtig….und worauf kann ich verzichten?
    Es ist doch so Heut zu Tage sind wir ziemlich verwöhnt. Von noch so jedem kleinen Furz können wir ein Foto machen…….und am Ende hat man 100+ Fotos gemacht…….doch über die Hälfte davon ist nicht recht zu gebrauchen oder gar unnötig!?! Dies wiederrum hat einige dazu gebracht nicht mehr so recht auf das Detail zu achten. Hauptsache schnell gesehen und ein Foto zum andenken gemacht.
    Aber seien wir doch ehrlich: DAS macht es doch AUS! Das wir unsere Umgebung Erforschen…neues entdecken…..faziniert sein usw.
    Daher kann ich nur für mich sagen. Gelungene Idee. Nicht leicht zu handhaben…jedoch regt es zum nachdenken an! Was ist mir wichtig? Was macht die jeweilige Stadt aus?
    grüße
    M.

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    1. LiK

      Ich denke auch, dass wir uns heute zu schnell durch unsere Umwelt bewegen. Sich zu beschränken ist oft ein echter Gewinn. Danke für den Kommentar.

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  2. Toni

    Ich bin ganz eurer Meinung. Man sollte sich viel mehr Zeit nehmen ein Foto zu machen.
    Ich werde es mir auch zu Herzen nehmen.
    lg.T.

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  3. Rob

    Ach ja, Polaroids erinnern mich an meine Kindheit.
    Polaroids haben eine gewissen Ästhetik die sogar heute noch begeistert.
    Die Bilder so zu machen und nicht anders ist Teil deiner Vision und sie gefällt mir.
    Ob ich das Projekt Pola-X gut finde? Klar! Die Bilder sind schön.
    Mit diesen acht Bildern einer Stadt hast du uns aber Bilder gezeigt wie z.B. Wien aussieht, also repräsentative Fotos.
    Was ich vermisse sind Bilder die sagen: „So war München oder Wien. So habe ich es erlebt.“ Also interpretierende Fotos. Mit architektonischen Bilder allein ist das natürlich sehr schwer. Man braucht dazu Menschen und Details. Aber deine Bilder folgen offenbar keiner klassischen Fotogeschichte, müssen sie auch nicht.
    Du deutest ja an, das das Projekt noch nicht abgeschlossen also vermute ich genau das hast vor. Du wirst die Serie wahscheinlich mit Bildern erweitern und so eine Geschichte erzählen. Ich freue mich auf weitere Polaroids.
    Auf das deine Vision polaroid verewigt wird.

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    1. LiK

      Danke für den Kommentar. Also die 8 Bilder pro Stadt, sollen die Orte zeigen die mir in einer Stadt am Herzen liegen, und an denen ich denken muss, wenn ich an die jeweilige Stadt denke. So sind der Karlsplatz in Wien, der Olympiaturm in München, der Neckar in Rottenburg oder die alten Mauerrest in Berlin, alles Orte mit denen ich Emotionen verbinde. Ich gebe dir recht, dass das Transportieren von Emotionen mit Hilfe von Portraits, etc. leichter wäre, aber das ist nicht Ziel meines Projektes. Will die Orte der Stadt zeigen die mir gefallen und wo ich mich gerne zurückziehe. Aber wer weiß, vielleicht wird einer der nächsten „Pola-X-Orte“ schon wieder ganz anders aussehen…

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