Freiburg ist eine schöne Stadt. Freiburg ist eine saubere Stadt. Sauber und schön, wie viele andere Städte in Deutschland und der EU auch. Und irgendwie habe ich das Gefühl, unsere urbanen Zonen werden immer schicker und aufgeräumter. Aber es gibt sie noch, die Plätze an denen man merkt, dass es brodelt, dass es eine „sich-ausdrücken-wollende“-Gesellschaft gibt. Besonders in Freiburg.
Ich liebe diese Plätze, die uns ein wenig von dieser subversiven Stimmung der späten 80er zurückbringen. Ein Teil dieser Bewegung war und ist die Graffiti-Szene. Ich weiß, viele sehen dies einfach nur als das Beschmieren von Wänden, was es oft auch ist. Vielfach sind diese „urbanen Malereien“ aber weit mehr: ein Ausdruck des Zustandes unserer Gesellschaft, ein Fieberbarometer der Stadt oder einfach nur ein ganz hervorragendes Fotomotiv. Man muss sich nur trauen zu verweilen und sie zu betrachten – und nicht zuletzt JR zeigt uns heute, dass diese Kultur inzwischen den Einzug in Kunstgalerien vollzogen hat. Warum aber Geld zahlen, wenn wir diese Kunst auf den Straßen unserer Städte betrachten dürfen.
Ich bin also losgezogen und habe einen sehr speziellen Platz in Freiburg besucht, wo man Graffitis 360 x 360 Grad vorliegen hat – eine vollkommen „zugesprühte“ Unterführung.
Ich hoffe, dass der Eine oder Andere in Zukunft die bemalten Wände ein wenig länger betrachtet, nicht gleich schimpft, sondern sich eine Meinung bildet und versucht zu verstehen, ob es einfach nur „Geschmiere“ ist oder, ob tatsächlich eine Botschaft dahinter stecken könnte. Kunst muss nicht immer im Museum hängen!
LiK