Zurück in die Zukunft – Leica und die M …

Wo soll die Reise hingehen? Diese Frage stellen sich derzeit wohl viele Kamerahersteller. Die spiegellosen Systeme mischen gerade den Markt auf und alles schielt auf die völlig überschätze A7(II, r,s). Und was macht Canon und Nikon? Verschlafen sie weiterhin die wichtigen Trends? Leica hat nur einen Anteil von ca. 1% am Weltkameramarkt und trotzdem setzten sie in der Vergangenheit so manchen Meilenstein … und verschliefen so manchen Trend. Doch wenn man die Kamerahistorie in einem größeren Zeitrahmen betrachtet (und Geschichte lebt davon!), so stellt man fest, dass Leica mit seiner Beharrlichkeit vielleicht nicht so schlecht lag und liegt. Die M ist plötzlich wieder modern. Das Design ist nicht Retro, sondern war schon immer so. Der Spiegel wurde nicht weggelassen, sondern war gar nie da! Die M als Trendsetter! Ich denke, nach ca. 50 Jahren ist es nun wieder so weit, und so mancher japanische Konzern orientiert sich am deutschen Unternehmen Leica – und wenn es nur das simple Design ist. Dieser Trend ist nicht neu und kann schon seit ca. 4-5 Jahren beobachtet werden (siehe Fuji) – trotzdem finde ich es bemerkenswert. Die Leica M ist pur, simpel und in ihrem Design und ihrer Funktion unverkennbar.

Die Leica M ist pur, simpel und in ihrem Design und ihrer Funktion unverkennbar.

Die Leica M ist ohne jeden Zweifel ein Luxusprodukt – erstklassig verarbeitet, teuer und sehr emotionsgebunden. Trotz dass die Leica M ein Nischenprodukt ist, bildet sie bei Leica das Zugpferd – die Cashcow! Die anderen Produkte von Leica können nicht mithalten: die Kompaktkameras bilden keine echte Einnahmequelle, da von Panasonic gebaut, die S (bis jetzt) zu teuer, die X hat zu geringe Stückzahlen und die T hat noch nicht so am Markt gegriffen wie erhofft … Aber halt, da war doch noch was: die Leica Q. Was für ein Start für ein neues Kamerasystem. Ich denke, damit hat nicht mal Leica gerechnet, denn die Q verkauft sich blendend.

Wo aber soll die Reise hingehen – wo sollen sich M, Q, T, X … hin entwickeln? Da ich kein Hellseher bin und keine Kristallkugel zu Hause habe, sind dies also alles nur Spekulationen. Beginnen wir mal bei der T. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses System bei Leica eine Zukunft hat (und hier muss ich meine Meinung gegenüber früher etwas revidieren). Die Entwickler haben einen guten (wenn auch nicht perfekten) Job abgeliefert. Die T macht Spaß – siehe mein Bericht. Trotzdem konnte sie die Fotowelt nicht so recht überzeugen. Zu viel Design und zu wenig Fotografie! Machen wir vorerst hinter der T also ein großes Fragezeichen.

Zu viel Design und zu wenig Fotografie! Das ist die Leica T.

Die X hat für mich ohne jeden Zweifel eine Daseinsberechtigung – sie stellt den Einstieg in die Leica-Welt dar und einen direkten Link zur M her. Funktion und Design sind an der M angelehnt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Verkaufszahlen nicht so recht überzeugen können. Da die X aber den Einstieg in die hochpreisige Produktlinie von Leica bildet, stellt sie ein wichtiges Produkt für Leica dar. Ich denke also, dass eine überarbeitete Version erscheinen und die X weiterhin gepflegt werden wird.

Kommen wir zur M und damit zur Königin. Die M war schon mal tot, als Leica 1975 die Produktion einstellte. Und es war nur Walter Kluck, dem Leiter der kanadischen Leitz-Niederlassung in Midland, zu verdanken, dass die M in Kanada weiter produziert wurde. Inzwischen wurde die M wieder zum Zugpferd, Leica hat sich erholt und spielt am Kameramarkt zwar nur eine kleine, aber doch beachtliche Rolle. 2012 wurde die derzeit aktuelle M (Typ 240) präsentiert mit dem Ziel, ein modernes und zukunftssicheres System zu haben. Man wollte die Hardwareplattform für ca. 10 Jahre beibehalten und darauf aufbauend unterschiedliche Produktlinien entwickeln. Und man hielt bis jetzt Wort. Die neue Monochrom (Typ 246) basiert auf der gleichen Hardware wie die M – natürlich mit anderem Chip und neuerem Prozessor.

Und die M wird so bleiben! Man wird meiner Meinung nach kleine Überarbeitungen präsentieren – Auflösung anpassen (oder auch nicht!), Dynamikumfang, Prozessierung, Lichtempfindlichkeit, etc. Der neue Leica CEO Oliver Kaltner hat es beim Besuch der „Leica Meet“ Gruppe in Wetzlar treffend ausgedrückt:  “The Leica M will remain pure – like the Porsche 911”. Alleine diesem Statement entnehme ich, dass viele der derzeit kursierenden Gerüchte nicht stimmen können – die M wird weder einen elektronischen, noch einen hybriden Sucher bekommen, noch wird sie eingestellt werden. Denkbar ist aber, dass die Überarbeitungszyklen bei der M (und Monochrome) größer werden – derzeit haben wir eine neue M alle 3 Jahren (es wäre also demnächst wieder soweit), in Zukunft könnte ich mir eine neue M alle 4 Jahre vorstellen.

“The Leica M will remain pure – like the Porsche 911” [Leica CEO Oliver Kaltner]

ABER … Die M wird mit Sicherheit durch ein zweites Produkt flankiert werden. Und damit sind wir bei der Q. Ich denke, Leica wird in Kürze ein neues System vorstellen, welches auf der Q basieren und Wechselobjektive besitzen wird. Das neue System wird M-Objektive aufnehmen können und auch AF-Objektive (vielleicht auch die T-Objektive). Ob sie am Ende Q oder ganz anders heißen wird, ist eigentlich egal! Sollte Leica diesen Schritt machen, steht für mich die T auf wackeligen Beinen.

Ich gehe also davon aus, dass demnächst eine neue Q mit Wechselobjektiven erscheint (vielleicht unter anderen Namen) und innerhalb der nächsten 12 Monate eine neue M (mit dem Chip der Q, „Typ 260“?). Vielleicht kennen wir eines oder mehrere dieser Produkte bereits am 20. Oktober 2015, denn dann gibt es eine große Präsentation in Wetzlar.

Und danach? Hängt wohl stark davon ab, wie sich das neue System verkauft und welche neuen Technologien in den nächsten Jahren verfügbar sein werden. Auch, ob die M dann vom Thron gestoßen werden kann, hängt davon ab – nächste Diskussion und Spekulation also 2018/19.

Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders…

Alex

Nachtrag: Am 18. Oktober fand sich auf der Leica-Webseite folgender Hinweis:

Bildschirmfoto vom 2015-10-18 11:36:52Interessant, oder? Hmmm….eine neue M? Wir werden sehen.

 

5 Gedanken zu „Zurück in die Zukunft – Leica und die M …

  1. Rob

    Wo soll die Reise hingehen und was werden die Zwischenstationen sein?

    Im Jahrhundert der Automatisation seht man sich nach Handwerk.
    Man werkt wieder gerne mit den Händen.
    In der Fotografie stellt man eben manuell alles ein, auch die Schärfe.
    Das würde den Trend zu manuellen Objektiven trotz ausgezeichnetem Autofokus erklären.
    Und davon profitiert Leica natürlich ungemein.
    Deswegen setzt Leica keine Trends. Leica ist wieder im Trend.
    Wobei ich natürlich sagen muss, das Konzept der M ist schon genial.
    Mehr braucht man nicht. Es ist erfrischend simpel.

    Völlig überschätze A7(II, r, s)?
    Das System steckt halt noch in den Kinderschuhen.
    Wenn Nikon oder Canon so einen Kamera herausgebracht hätten würden sich alle ins Höschen machen.
    Es passiert genau das gleiche wie damals als die Sucherkameras von den Spiegelreflexkameras abgelöst wurden.
    Etwas Neues, aufregendes ist da. Es ist noch nicht völlig ausgereift, aber es sollte sich zu einem guten System entwickeln.
    Es spricht nichts dagegen, wenn man noch in kein Kamerasystem investiert hat in ein A7-System zu investieren.
    Der Profi wird es nur als Zweitsystem nutzen können, da es noch kein SLR-System völlig ersetzen kann.
    Es ist nicht zuverlässig genug und die Objektivauswahl ist noch zu gering. Aber das wird sich ändern.
    Genau deswegen machen Nikon & Ca nichts.
    Weil sie wissen, dass noch überlegen sind. In Objektivauswahl, Service und AF.
    Für ein spiegelloses System müßten sie ihre gesamten Objektive umstellen.
    So etwas dauert sehr lange, da will man keine Fehler machen.
    Das kann sich keiner leisten.

    Es gibt durchaus einen europäischen Stil im Kameradesign.
    Wenn man sich PhaseOne- und Leica-Kameras ansieht dann ist dieses Design deutlich anders als das japanische.
    Reduziert, nicht so eckig und kantig. Das ist anders, nicht besser oder schlechter.

    Natürlich ist die M ein Luxusprodukt.
    Aber die japanischen Hersteller verlangen auch immer mehr für ihre Teile.
    Wenn man sich den Gebrauchtmarkt ansieht, dann ist eine Leica M gar nicht mehr so unbezahlbar.
    Man muss vielleicht auf Spitzenobjektive der 1. Reihe verzichten, aber das ist bei der hohen
    Abbildungsqualität der anderen Leica-Objektive leicht zu verschmerzen.

    Ich sage es mal wie es ist. Die T ist ein Flop.
    Ist ja nicht so schlimm, hätte der Renner werden können.
    Eine Q mit Wechselobjektiven? Möglich.
    Das wäre dann eine eierlegende Vollmilchsau.
    Zu schön um wahr zu sein.

    Übrigens danke für den kleinen M-Geschichtsausflug.

    Antworten
    1. lichtknoten Artikelautor

      Also erst mal danke für den sehr ausführlichen Beitrag. Hier ein paar Antworten/Statements:

      „Völlig überschätze A7(II, r, s)?“: Ja definitiv. Auch wenn viele da draußen die A7 ganz wunderbar finden, finde ich sie einfach nur schrecklich! Für mich wurde die Kamera definitiv von einem Elektronikkonzern entworfen und gebaut und nicht von Fotografen. Das Konzept dahinter kommt dem Fotografen in nichts entgegen. Und was soll daran bitte neu sein? Spiegellos gab es schon lange….nur der größere Sensor zu diesem Preis ist neu. Und Preisdumping ist für mich einfach keine Innovation. Zudem ist die Modellpflege bei Sony eine Katastrophe…innerhalb so kurzer Zeit gleich mehrere Versionen der Kamera zu bringen ist einfach nur frech! Für mich belegt das Konzept der Kamera, dass Sony weiterhin orientierungslos ist und den Käufer als Beta-Tester benutzt!

      Trotzdem, was macht die DSLR überlegen? Nichts! Alleine die Tatsache, dass viele Fotografen noch DSLR-Objektive haben und dadurch bei N&C bleiben ist für mich eine traurige Demonstration der derzeitigen Innovationskraft der zwei großen Konzerne.

      Ob die T ein Flop war kann wohl nur Leica beantworten. Das Konzept war gewagt und mit Sicherheit in die falsche Richtung entwickelt. Trotzdem schließe ich es nicht ganz aus, dass die T eine Zukunft hat (siehe Beitrag).

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  2. Rob

    Das einzige was bei der A7(II, r, s) neu ist, ist die Größe. Sie ist verdammt klein, und sie bietet alles was die Großen auch haben.
    Ich sehe kein Konzept in der A7 (II, r, s). Man kann Blende, Verschlusszeit, ISO, etc. einstellen.
    Natürlich kann man vieles noch verbessern, z.B. ist der Akku sehr klein und ermöglicht relativ kurze Nutzung.
    Es wirkt schon alles etwas unfertig. Letztendlich entscheiden die Kunden ob so etwas bestehen bleibt und die Leute lieben die A7(II, r, s).
    Mich persönlich lässt die A7(II, r, s) völlig kalt. Da braucht es noch etliche Jahre bis es für mich interessant werden würde.

    Die DSLR’s bieten noch immer den schnellsten AF! Der Abstand ist nicht mehr sehr groß, aber da. Und es gibt die größte Objektivauswahl.
    Es wird nur noch verbessert, dass stimmt.
    Ich habe den Eindruck du reagierst bei der Sony sehr emotional. Zu emotional. Wenn die Fotografen die Teile lieben, dann sollen sie sie doch haben.
    Fuji macht etwas ähnliches. Da gibt es dauernd firmware-updates. Man könnte jetzt sagen:“Die Kamera ist noch nicht fertig, wenn es ständig ein update gibt.“
    Doch die Fuji-User lieben das. Ihre Kamera ist praktische mit jedem update eine neue Kamera.

    Übrigens ich denke nicht, dass eine Q mit Wechselobjektiven kommt.
    Ich habe eher das Gefühl es kommen nur verschiedene Q’s.
    Vielleicht sogar längere Brennweiten wie 135mm, 200mm.
    So würde Leica seinen Nutzern den Zugang zu langen Brennweiten erleichtern.

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    1. lichtknoten Artikelautor

      Also ich finde die A7 nicht kleiner als auch andere Kameras, besonders nicht wenn man ein Objektiv ansetzt. Siehe: http://j.mp/1KXIr8Q#sthash.AuSSYmCh.dpuf
      Wenn man sich die Seitenansicht unter dem Link oben ansieht, wirkt die A7 gegenüber der M riesig. Sorry, das beeindruckt mich nicht!

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